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Jeder Mensch hat sein eigenes Tempo. Und auch die Reaktionen sind vielfältig, wenn die eigene Wunschgeschwindigkeit gebremst wird oder man sogar zum Warten verdammt ist. Im Auto (fest-)sitzend machen sich manche mit lautstarken Schimpftiraden Luft. Andere äußern ihre Wut, geben Licht- oder Hupsignale oder fahren sehr dicht auf. Laut einer Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) gehört Drängeln „einfach zu ihrem Fahrstil“. Sie empfinden sich als sportlich und dynamisch, die anderen sind hierbei Hindernisse. Dabei geben 85 Prozent der Autofahrer*innen laut ADAC zu dichtes Auffahren als Hauptärgernis im Straßenverkehr an. Es ist jedoch nicht nur nervig, es ist sehr gefährlich.
Der Sicherheitsabstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen muss so groß sein, dass man problemlos halten kann, wenn Vorausfahrende überraschend abbremsen. Außerorts gilt die Faustregel: halber Tacho. Innerorts die Ein-Sekunden-Regel, wobei der Abstand mindestens der Strecke entsprechen sollte, die man in einer Sekunde zurücklegt. Das sind bei 50 km/h ungefähr 14 Meter, also etwa drei Autolängen. Und die würden eben nicht nur theoretisch dazwischen passen, sondern auch praktisch. Im mehrspurigen Stadtverkehr wirkt der korrekte Sicherheitsabstand scheinbar für viele wie eine Einladung zum Einscheren. Wer sicher gehen will, dass er*sie nicht gleich noch jemanden vor sich hat, lässt einfach nicht genug Platz für Lückenspringer. Und ganz schnell klebt man am Kofferraum des Vorausfahrenden – etwa 50.000 mal führt dies in Deutschland jährlich zu Unfällen mit Personenschäden.
Drängeln laut Verkehrsklima 2020
Quelle: UDV, 2020
0%
betätigen die Lichthupe, um sich auf der Autobahn freie Fahrt zu erkämpfen
0%
der Befragten drängeln, wenn vor ihnen jemand bummelt
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fahren viel schneller als sonst, wenn sie sich ärgern
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Menschen
werden jährlich bei Kollisionen aufgrund von ungenügendem Sicherheitsabstand getötet
Laut UDV sind bei der Beteiligung zweier fahrender Fahrzeuge schwere oder tödliche Verletzungen wahrscheinlicher, als wenn eines der Fahrzeuge bereits steht. Sind mehr als zwei Fahrzeuge beteiligt, führt etwa jeder dritte dieser Auffahrunfälle zu Schwerverletzten oder Getöteten. Und das obwohl diese jede Menge Blech um sich haben. Und besonders innerorts sind eben nicht nur Autos auf den Straßen. Beim kurzen Beschleunigen, um in die nächste Lücke zu huschen, bleibt möglicherweise auch nicht genügend Aufmerksamkeit für Radfahrende und Fußgänger*innen, die von solchen Kollisionen deutlich schwerer betroffen sind. Interessanterweise gaben 93 Prozent der Befragten der UDV-Studie 2020 an, dass sie beobachten, wie Radfahrende zu dicht überholt werden, während 96 Prozent besonders viel Rücksicht genommen haben wollen.
»Ich hab ja nicht den ganzen Tag Zeit.«
Mal ehrlich: Das Genervtsein entspringt mehrheitlich der Tatsache, dass es gerade nicht nach den eigenen Vorstellungen geht. Zwar ist nicht jede*r Drängler*in gleich ein*e Egoman*in. Moderne Autos vermitteln ein hohes Sicherheitsgefühl. Dabei werden Geschwindigkeiten leicht unterschätzt und vor allem hilft die beste Bremse nichts, wenn man nicht rechtzeitig reagieren kann. Fakt ist aber auch, dass laut UDV das Verhalten auf deutschen Straßen aggressiver geworden ist. Während 2016 29 Prozent der Befragten angaben, dass sie sich „sofort abreagieren müssen“, wenn sie von anderen Verkehrsteilnehmer*innen genervt sind, waren es 2020 bereits 45 Prozent. Wer sich „nur“ aufregt, schadet seinem eigenen Blutdruck, aber wer andere bedrängt, gefährdet deren Gesundheit. Dies wird – zumindest bei hohen Geschwindigkeiten – mit drastischen Strafen geahndet: bis zu 400 Euro Geldstrafe, bis zu zwei Punkte und bis drei Monate Fahrverbot.
Dabei ist Drängeln an sich kein Straftatbestand. Juristisch gesehen ist es Nötigung, die wiederum, wenn sie sich nachweisen lässt, mit Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren geahndet werden kann. Auf Autobahnen werden Abstandsmessungen mit Video eingesetzt, innerorts ist es schwieriger zu verfolgen. Natürlich gibt es auch Radfahrende, die zu ungeduldig sind, hinter langsamer Fahrenden zu bleiben und sich riskant vorbeiquetschen. Auch für sie gilt selbstverständlich der Sicherheitsabstand. Entgegen der Meinung einiger Autofahrer*innen ist das allerdings nicht der Fall, wenn sie an wartenden Kfz rechts vorbei fahren. Es ist ihnen erlaubt, mit geringer Geschwindigkeit bis zur Haltelinie vorzufahren. Der Mythos, dass das ebenfalls unter Drängeln fällt, hält sich aber hartnäckig.
Bußgelder und Punkte bei Abstandsverstößen
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Euro
Abstandsverstoß bei weniger als 80 km/h
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Euro
… mit Gefährdung
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Euro (25-400 Euro), bis zwei Punkte und Fahrverbot