Safety first – für (Ihre) Kinder.

Was wohl alle Eltern vereint, ist der Wunsch, dass ihre Kinder gesund sind und bleiben. Nachvollziehbar ist, dass sie also die sicherste Option für den Weg zu Schule oder Kita wählen. Im eigenen Auto wird den Kindern ja wohl am wenigsten passieren, oder? Noch viel besser ist: Man setzt sie einfach rein und lädt sie wieder aus. Kein Bummeln, kein Stehenbleiben – einfacher geht’s morgens nicht. Laut einer Studie des Deutschen Kinderhilfswerks, des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) sowie des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) ist meistens die eigene Bequemlichkeit ausschlaggebend für die sogenannten Elterntaxis. Natürlich will das niemand zugeben und schiebt den Sicherheitsaspekt vor. Dieser wird allerdings ad absurdum geführt, wenn zu den Bring- und Abholzeiten das Verkehrschaos vor Schulen und Kitas ausbricht. 

Selbst wenn das Auto für einige Eltern die einzige Möglichkeit ist, ihre Kinder zur Schule oder Kita zu bringen, muss es doch zu denken geben, dass Elterntaxis bundesweit zu einem Dauerproblem werden konnten. Statistisch wird etwa jedes fünfte Kind mit dem Auto gebracht, was bei 100 Kindern eben 20 Autos sind, die sich nahezu zeitgleich vor dem Eingang drängeln ‒ oft in zweiter Reihe, im Halteverbot oder mit riskanten Wendemanövern. Als Grund wird laut der o. g. Studie auch die mangelhafte Infrastruktur für Fuß- und Radverkehr genannt. Viele Eltern wissen also um die Tücken der Schulwege – und tragen mit ihrem Bringdienst auf vier Rädern selbst zum Problem bei. Und prägen dabei gleichzeitig das zukünftige Mobilitätsverhalten des Kindes.

Anteil verunglückter Kinder im Straßenverkehr (bis 10 Jahre)

Quelle: Destatis, 2018

25%

als Fußgänger*innen

18%

als Radfahrende

50%

als Mitfahrende im Pkw

0

Prozent
der Befragten finden, dass die Infrastruktur verbessert werden muss ‒ etwa durch sichere Möglichkeiten für Kinder, die Straßen zu überqueren
(Quelle: Spiegel, 2020)

0

Prozent
der Befragten finden, dass Maßnahmen erforderlich sind, damit mehr Kinder mit dem Rad zur Schule fahren
(Quelle: ADFC, 2020)

»Mein Kind first!«

„Ich will doch nur das Beste für mein Kind.“ Das wollen wohl alle Eltern. Nur: Sicheres Verhalten im Straßenverkehr, Verkehrsregeln und selbstständiges, selbstbewusstes Aneignen des Lebensumfeldes lernen Kinder nicht vom Rücksitz eines Autos aus. Spaß und Stolz auf die Eigenständigkeit sind das Eine. Aber vor allem für die Entwicklung des Gehirns, für die Orientierung im Raum und für die motorischen Fähigkeiten ist es wichtig, frühzeitig den Weg zur Schule zu üben. In einigen Städten gibt es dafür sogenannte Laufbusse, bei denen mehrere Kinder mit Begleitpersonen zusammen zur Schule laufen. An verschiedenen „Haltestellen“ können Kinder dazustoßen. Der Schweizer Erziehungswissenschaftler Marco Hüttenmoser analysierte von Kindern gemalte Bilder ihres Schulwegs. Sein Fazit: Kinder, die mit dem Auto gebracht werden, nehmen kaum Erlebnisse auf ihrem Schulweg wahr. Schlimmer noch: Schulwege im Auto werden manchmal komplett ausgeblendet, sodass die Schule neben das Elternhaus gemalt wird. Alles zwischen Ein- und Aussteigen wird von diesen Kindern nicht registriert. Bilder von Kindern, die sich eigenständig fortbewegen, sind hingegen bunter und voller Details.

8 gute Gründe, warum Sie Ihr Kind zu Fuß oder mit dem Rad zur Kita oder Schule bringen sollten
Quelle: Vorfahrt für Kinder

„Mit dem Rad ist es aber gefährlich.“ In der aktuellen Verkehrsplanung wird noch viel zu wenig auf die Belange von Kindern Rücksicht genommen. Laut StVO ist für sie bis zum Alter von acht Jahren das Radfahren auf dem Gehweg daher Pflicht. Ab dem vollendeten zehnten Lebensjahr müssen aber auch sie die Straße nutzen. Doch zwischen den immer größer werdenden Autos und dem immer dichteren Verkehr drohen zehnjährige Kinder immer mehr zu verschwinden. Laut einer Studie des ADFC denken 77 Prozent der Bevölkerung, dass mehr Eltern ihr Kind mit dem Rad zur Schule fahren lassen würden, wenn es sicherer wäre. Und weiterhin wollen 99 Prozent, dass mehr Maßnahmen ergriffen werden, damit Kinder sicher mit dem Rad zur Schule fahren. Eltern, die den Schulweg ihrer Kinder für gefährlich halten, müssen also überlegen, ob nicht auch sie mit ihrem Elterntaxi eine mögliche Gefährdung für andere Kinder darstellen.

Bußgelder und Punkte bei Halteverstößen
0

Euro
für unzulässiges Halten

0

Euro
für unzulässiges Halten in zweiter Reihe

0

Euro und 1 Punkt
für unzulässiges Halten in zweiter Reihe – mit Gefährdung

Doch können sich Politik und Verwaltung nicht aus der Verantwortung stehlen und auf individuelle Verhaltensänderungen pochen: Wenn wir eine Welt wollen, in der Kinder eigenständig mobil sein können, muss die Verkehrsplanung den Menschen ins Zentrum der Planung rücken. Ungleiche Verkehrsströme können durch Tempolimits aneinander angepasst werden ‒ und zwar nicht nur vor Schulen und Kitas. Wie schön Städte voller Rad fahrender Kinder sein können, zeigte die deutschlandweite Kinderfahrraddemonstration „Kidical Mass“ am 19. und 20. September 2020, als in 100 Städten viele Tausende Kinder die Straßen zurückeroberten.

Quellen
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Eine Antwort

  1. So lange die Automafia uneingeschränkt hofiert wird, unabhängig von ihrem strafbaren Verhalten und Automobilusmus als Systemrelevant betrachtet wird, solange gibt es keine Sicherheit für Kinder. Meine fahren trotzdem mit dem Rad oder laufen in die Schule.